# 1: Camperhygiene

Das schon in Hongkong besorgte Haarband erweist sich in Neuseeland als spitzenmäßige Investition. Warum? Ha, schonmal länger als drei Tage im Campervan genächtigt, fernab von den alltäglichen Waschritualen?! Eben. Die nächste eiskalte Dusche mag vielleicht nicht allzu fern sein, die nächste heiße ist es jedoch ganz bestimmt. Und die Mädels unter euch wissen, dass sich lange Haare nur mit äußerster Mühe mit kaltem Wasser sauber shampoonieren lassen. Also kommt kurzerhand ein Haarband um den leicht fettigen Haaransatz und schon sieht man aus wie frisch vom samstäglichen Friseurbesuch. Zumindest fast. Aber bis zur nächsten heißen Dusche in drei Tagen wird es schon gehen…

Gibt es am Campingplatz eine Dusche, ist diese entweder kalt oder das Warmwasser lässt sich gut bezahlen. Dafür gibts aber dann doch bestimmt eine gemütliche, warme und trockene Umgebung, mit Fön und Kacheln, an denen keine fremden Haare kleben? Ähm, nein. Die Atmosphäre gleicht oftmals einer Schwimmbad-Dusche, nur ohne Chlorgeruch und Kindergekreische im Hintergrund. Mit Flipflops steht man im kalten, haarigen Duschwasser fremder Camper und versucht eine winzige Ablagefläche für die Seife zu finden. Und Obacht, dass man die Ein-Dollar-Münze nicht zu früh in den Schlitz steckt und von den sechs Minuten kostbarem Warmwassers schon dreieinhalb auf hastiges Ausziehen draufgehen. Während man dann unter dem laschen, aber immerhin herrlich warmen Wasserstrahl steht, hoffen die von uns mit langen Haaren, dass die Zeit zum Ausspülen der Mähne und wenn es gut läuft sogar Beine rasieren reicht. Und wo wir gerade bei Schwimmbädern sind, in denen wird tatsächlich geduscht, auch ohne Kraulen im Kachelbecken. Kein Problem: bei der Kasse einfach ein Dusch-Ticket lösen und wenn man viel Glück hat, wird einem als Paar die Familienkabine zugewiesen oder es gibt in den Sammelduschen auch Einzelnasszellen. Oh welch Glück! Und wenn es noch richtig gut läuft, gibt es dort auch einen Fön. Ansonsten läuft man mit nassen Haaren bei windigen zehn Grad durch den Tag oder geht bei nächtlichen drei Grad damit schlafen. Gemütlich geht anders? Hey, das ist das wilde, abenteuerliche Campervan-Leben. Das muss so!

Wenn es mal keine Gelegenheit zum Duschen gibt, dann sind, neben dem geleeartigen Handhygienegel, Babyfeuchttücher dein größter Freund. Für Katzenwäsche mit richtigem Wasser reicht der Tank des Campervans meist nicht und die Campingplatztoiletten haben leider nur selten fließend Wasser. Also mit dem Feuchttuch mal kreuz und quer durch Gesicht, unter die Arme und naja, ihr wisst schon. Noch etwas Deo auftragen, Haare kämmen, Haarband über den Fettansatz, Zähne putzen und schon sieht man fast frisch und munter aus. 

Die Socken von vor vier Tagen gehen auch, sind ja zwischendurch vom Fußmief getrocknet. Das T-Shirt hat zwar schon frischere Tage gesehen, aber noch keine Flecken, geht also auch noch – kommt ja eh der Hoodie drüber. Die Hose hat dreckige Knie? Was solls, kommt doch gleich noch mehr Schmutz dazu. Man weiß in all dem Campervan-Klamotten-Chaos die saubere Wäsche von der dreckigen ohnehin schon lange nicht mehr zu unterscheiden. Aber man hat ein Strahlen im Gesicht, weil man Zähne bei Meerblick putzen und mit sandigen Füßen ins Bett gehen kann. 

2 Kommentare zu „# 1: Camperhygiene“

  1. Hach, Anni…..ein wunderbarer Bericht. Ich habe dich in jeder Zeile wieder gefunden. Und mit Humor lassen sich ja die weniger amüsanten Situationen gut durchstehen.
    Und wirklich informativ…..vielen Dank und mögen viele heiße Duschen eure Reise kreuzen. LG Suse

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