„Ich mache später noch eine Runde“, kündigt der Caretaker an und prostet uns mit einem Glas Rotwein über seinen mit allerhand Gerümpel vollgestellten Garten hinweg zu – um sein eigenes Grundstück kümmert er sich offenbar nicht so gründlich. Wir sollen die Übernachtungsgebühr von fünf  Dollar pro Person einfach in seinen Briefkasten werfen. Wir stecken das Geld in die rostige Box und schlendern zurück zu unserem Campervan, der auf einer Wiese am von Prielen durchzogenen und von Tausenden Vögeln bevölkerten Steinstrand von Waikanui steht.

Etwa eine Stunde vergeht, bis der Caretaker uns aufsucht. Er könne sich gar nicht daran erinnern, dass wir gezahlt haben, sagt er und verzieht den mit einer leichten Hasenscharte gezeichneten, hinter seinem grauen Vollbart versteckten Mund zu einem Lächeln. Nur ein Scherz. Dann beginnt er seine gelben Formulare mit unseren Daten auszufüllen und weiß erst gar nicht, welcher Tag ist. Dann fällt es ihm ein: „Heute vor einem Jahr ist meine Mutter gestorben“, erzählt er. „Das tut mir leid“, erwidere ich etwas hilflos und überrascht. Er zuckt kaum wahrnehmbar mit den Schultern. „Und vor vier Jahren ist genau an diesem Tag mein Vater gestorben, Ich glaube, meine Mutter hat das gemacht, damit ich mir das Datum merke“, sagt er und lächelt wieder. Seine Eltern und auch sein Bruder seien in seinem Heimatort an der Westküste beerdigt worden. Am vergangenen Wochenende sei er erst dort gewesen. „Es war toll. Ich finde, man sollte sich an die guten Momente mit den Verstorbenen erinnern und sich freuen, anstatt traurig zu sein.“

Der Caretaker überlegt manchmal, ob er nicht zurück in seinen Heimatort ziehen sollte, wo seine Familie ruht, erzählt er. Dann dreht er sich in Richtung des Ozeans. „Doch so ein Anblick ist schwer zu toppen, oder?“