Roadtrip über Neuseelands Südinsel (Teil 2) – Verdiente Spektakel und eine fantastische Begegnung

Der Regen bleibt uns zwar treu, aber die Natur haut noch einige Highlights raus und vergütet alle Mühen doppelt und dreifach. Lest hier alles über den zweiten Teil unseres Roadtrips über Neuseelands Südinsel vom Monkey Island Beach bis Christchurch.

Tag 16: Monkey Island Road Reserve – Slope Point – Mclean Falls – Purakaunui Bay (217 Kilometer)

4803 Kilometer bis zum Südpol, doch so wie der Wind an uns reißt, könnte er uns bestimmt locker über den Südpazifik bis dorthin wehen. Wir stehen hoch über der Brandung am Slope Point, dem südlichsten Punkt von Neuseelands Südinsel, und haben eine phantastische Sicht über den hellblauen Ozean, während uns der Wind in die Ohren brüllt. Es stürmt hier so konstant und kräftig, dass die Bäume im Hinterland aussehen als hätte ein schelmischer Riesen-Friseur ihren Kronen eine Fön-Frisur verpasst oder als wären sie in einem Cabrio mit 200 Stundenkilometer über die Autobahn gerast (was bei den hiesigen Straßenverhältnissen unrealistisch ist).

Anna steht über dem Meer hinter einem Schild am Slope Point.
Am Slope Point, dem südlichsten Punkt von Neuseelands Südinsel wehte uns der Wind kräftig um die Ohren.
Es war sehr windig am Slope Point.
Die Aussicht auf die Klippen und das Meer war fabelhaft.
Pflanzenbüschel wiegen sich im Wind.
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt standen kuschelige Grasbüschel.
Bäume stehen windschief auf einer Wiese.
Der Wind hat den Bäumen eine steile Fönfrisur verpasst.

Ich ziehe die Kapuze fest über den Kopf und wir stapfen über eine Schafswiese zurück zu unserem Wagen, um uns auf den Weg zu unserem Nachtquartier, der Purakaunui Camp Site, zu machen. Vorher halten wir noch an den Mclean Falls, östlich der Catlins im Südosten der Südinsel.

Skurril: Die Rinde hängt wie Fetzen von Papier an diesem Baum auf dem Weg zum Mclean Fall.

Wie Fetzen von Papier hängt abgeblätterte Rinde an Baumstämmen, riesige Farne spannen ihr Blätterdach über uns auf und an den von Moosen überzogenen Steinwänden tropft Wasser von jeder Faser und vereinigt sich zu immer größeren Rinnsalen. Die Luft ist feucht, satt und kühl. Pflanzen wachsen aufeinander, nebeneinander und durcheinander.

Große Farne standen entlang des Mclean Fall Walkway.
Farne, so groß wie Bäume, ragten über uns auf.

Über rutschige Holzstege und steile Stufen führt uns der Mclean Falls Walkway zum Wasserfall, dessen Wassermassen sich von einer etwa zehn Meter hohen Klippe in die Tiefe stürzen und dann weiß rauschend über mehrere Stufen an uns vorbeifließen.

Wasserfall im Dschungel
Mclean Falls
Regenwald-Feeling: Auf dem Weg zu den Wasserfällen war die Natur sattgrün und feucht.

Ein Ausflug in einer andere Welt, der die Anfahrt über die Schlagloch übersähte Schotterpiste absolut wert war. Das ist eigentlich immer so: Am Ende einer Schotterpiste wartet ein Spektakel. Man muss sich die Highlights hin und wieder auch verdienen. So war es beim Slope Point und so ist es auch beim Campingplatz in der Purakaunui Bay.

Strand, Wiesen und grüne Berge
Die raue Natur an der Purakaunui Bay.

Der Platz liegt in einer einsamen Bucht direkt am Strand. Links und rechts davon, in tief liegenden Wolken verhüllte, Gras bewachsene Hänge, aus denen immer wieder schroffes Gestein hervorschaut, zwischen dem Schafe umherwandern. Wir parken etwas erhöht über dem Strand und haben aus unserem „Wohnzimmer“ mal wieder eine großartige Sicht. Und die Natur spendiert noch eine Zugabe: In der Abenddämmerung schleppt sich ein gewaltiger Seehund aus den Fluten und robbt über den Strand. Immer wieder lässt er seinen massigen Körper auf den Sand fallen, paniert sich rollend damit, stützt sich wieder auf die Flossen und schlurft weiter, bis er irgendwann außer Sicht ist. Was für ein Tag!

Ein Seelöwe auf der Südinsel.
In der Abenddämmerung schleppte sich ein kapitaler Seelöwe den Strand entlang.

Campingplatz: Purakanui Bay Campsite

Stellplätze: Direkt an der Bucht.

Anfahrt: Lange Schotterpiste

Sanitäre Anlagen: Plumsklos und Waschbecken.

Strom: Nein

Abwasserstation: Nein

Kosten: 8 NZ-Dollar pro Person/Nacht

Fazit: Ruhiger Campingplatz an rauer Natur.

Abendessen: Wraps mit shredded Chicken und Gemüse

Tag 17: Puraukanui Bay – Dunedin – Oamaru (239 Kilometer)

Nach den Naturspektakeln des Vortages wird es heute urbaner. Wir machen uns zunächst auf den Weg nach Dunedin, der zweitgrößten Stadt auf Neuseelands Südinsel. In der Innenstadt fahren wir ein paar Mal im Kreis bis wir einen Parkplatz finden und schlendern dann durch das graue Regenwetter durch die Straßen.

Viele Eindrücke sammeln wir nicht, das Wetter treibt uns zum Lunch in das nette Café „The Perc“. Als wir wieder rauskommen pladdert es immer noch, sodass wir beschließen uns wieder hinter das Steuer zu klemmen und weiterzufahren. Ziel: Oamaru. 

Regennasse Straße in Oamaru.
Oamaru hat uns trotz Regens sehr gut gefallen. Wir hatten die Stadt überhaupt nicht auf dem Schirm.
Ziemlich imposante Gebäude für eine Kleinstadt.

Oamaru ist uns während unserer Reisevorbereitungen irgendwie durchgerutscht und so überrascht die Stadt uns in ihrer Andersartigkeit sehr. Gebäude aus dem in der Region abgebauten Kalkstein prägen das unter Denkmalschutz stehende Stadtzentrum. Monumentalbauten aus viktorianischer Zeit säumen eine breite Allee, die uns auf einem kurzen Stück ein ganz kleines bisschen an Unter den Linden in Berlin erinnert.

Die Stadt hat gerade einmal 13000 Einwohner, könnte aber zumindest in ein paar Straßenzügen als Hauptstadt durchgehen. Ebenfalls unter Denkmalschutz steht das Hafenviertel. In die ehemaligen Kontore und Lagerhallen sind Kunstgalerien, schnucklige Cafés und Spezialitätengeschäfte eingezogen. Der Regen begrenzt wieder unseren Spaziergangs-Enthusiasmus, doch die Stadt gefällt uns. Ach, wie schön muss es doch bei Sonnenschein sein?!

Eine alte Straße in Oamaru ist mit bunten Wimpelketten geschmückt.
In das ehemalige Hafenviertel sind Ateliers, Cafés und Geschäfte gezogen.

Ein Erlebnis am Abend entschädigt uns jedoch hundertfach. Mit der Zahnbürste in der Hosentasche und dem Handtuch um die Schultern stapfen wir über den dunklen Campingplatz zum Waschraum, als wir ein paar Meter von uns entfernt eine Bewegung wahrnehmen. Sofort bleiben wir stehen und trauen uns kaum zu atmen. Wir ahnen schon, was da vor uns über den Schotter schlurft. Denn gleich um die Ecke des Campingplatzes lebt am Hafen eine Kolonie von Zwergpinguinen, und die Platzwartin hatte uns schon beim Einchecken erzählt, dass manche von den befrackten Vögeln auch auf dem Areal herumwatscheln.

Eine der Verhaltensregeln für den Fall einer Begegnung lautet übrigens offiziell: „Do not poke the penguins“. Hinter jedem Verbot steht wohl die Geschichte eines Idioten, dem man das Selbstverständliche nochmal erklären muss. Wir haben das jedenfalls nicht vor und verharren möglichst regungslos, während die winzige Gestalt immer näher kommt, bis sie in höchstens eineinhalb Metern Entfernung an uns vorbeiläuft und sich unter die Treppe zum Waschraum verzieht. Das Tier ragte uns vielleicht bis zu den Knien und wir sind aufrichtig begeistert von dieser Begegnung. Einem wild lebenden Pinguin so nahe kommen – fantastisch. 

Campingplatz: Oamaru Harbour Tourist Park

Stellplätze: Auf Gras oder Kies in Hafennähe.

Anfahrt: Unproblematisch

Sanitäre Anlagen: Duschen, Spültoiletten, Waschbecken

Strom: Ja

Abwasserstation: Ja

Kosten: 50 NZ-Dollar pro Nacht für zwei Personen. 

Fazit: Gut ausgestatteter Platz im Stadtgebiet mit Chance auf Pinguinsichtung.

Abendessen: Auswärts (Stars and Garter)

Tag 18: Oamaru – Mount Cook – Lake Tekapo (256 Kilometer)

Wir versuchen ja wirklich das Wetter gelassen zu nehmen. Ja klar, es regnet halt jeden Tag, aber das hört irgendwann auch wieder auf und es ist hier ja trotzdem alles so schön. Und ja, wir wussten vorher, dass wir uns in einer der regenreichsten Regionen der Welt begeben würden und können dankbar sein, überhaupt hier zu sein. Aber manchmal hilft auch das beste Zureden nichts, und die gute Laune fällt zusammen mit den Regentropfen in Richtung Erdboden und zerplatzt. So wie heute.

Immer noch beseelt von unserer Pinguin-Begegnung vom Vorabend haben wir in Oamaru unsere Vorräte aufgefüllt und sind mit vollen Tanks zum Lake Pukaki aufgebrochen. Der liegt nun rechts von uns, während wir sein Ostufer in Richtung Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands, entlangfahren. In Gedanken sind wir schon dabei atemberaubende (und wenig originelle) Fotos von uns auf der einsamen Straße zu machen, die direkt auf den schneebedeckten Gipfel zuzuführen scheint. Das wird bestimmt ganz toll, denken wir, als uns jedoch auffällt, dass wir ja nicht mal die Gipfel der Berge sehen können die nicht die höchsten Berge Neuseelands sind. Die sind nämlich von Wolken verhangen.

Fantastischer Landschaftsanblick trotz wolkenverhangener Bergkuppen.

Einsatz Zweckoptimismus: Vielleicht klart es ja gleich noch, da hinten sieht der Himmel fast ein bisschen blau aus. Außerdem sind wir ja noch nicht da, der Umweg zum Mount Cook wird mit insgesamt rund eineinhalb Stunden angegeben (hin und zurück) und wir sind erst eine halbe Stunde unterwegs. Doch kurz darauf ist es an der Zeit, der Realität ins trübe Auge zu sehen: Das wird hier heute nichts mehr. Wir wenden und fahren zum nächstgelegenen Campingplatz, um es vielleicht morgen nochmal zu versuchen.

Der Platz liegt am See, ist etwas kahl aber eigentlich ganz schön. Dennoch schmeckt uns die Vorstellung hier zu übernachten nicht. Wir probieren verschiedene Stellplätze aus und beschließen dann: Das wird mit uns hier nichts. Mount Cook hin oder her, wer weiß, ob es morgen überhaupt besser ist. Nächstes Ziel: Ein großer Bezahlcampingplatz am Lake Tekapo. 

Die Wolken flossen die Berghänge am Lake Tekapo hinab.

Die Stellplätze liegen gestaffelt an einem Hang mit spitzenmäßigem Blick auf den See, es gibt ordentliche Badezimmer und Küchen. Wir machen uns ein Wohlfühl-Pastagericht zum Abendessen, schauen einen Film auf dem Laptop und beschließen, noch eine weitere Nacht zu bleiben.

Tag 19: Lake Tekapo

Wieder und wieder schauen wir hin und können den Anblick doch nur schwer fassen: Der Lake Tekapo leuchtet in einem unglaublich intensiven hellblau, umgeben von kargen Bergen mit schneebedeckten Kuppen, hinter denen sich weiße Wolken stauen. Was wir ebenfalls kaum fassen können: Die Sonne scheint! Allerdings haben wir anscheinend eine Abzweigung verpasst und gehen nicht wie geplant den 45-minütigen Spazierwerg. Dann wären wir nämlich schon wieder zurück am Ausgangspunkt.

Türkises Wasser am Lake Tekapo.
Der Lake Tekapo hat fast unnatürlich blau geleuchtet.
Türkises Wasser am Lake Tekapo.
Türkises Wasser am Lake Tekapo.

Wir haben weder Wasser dabei, noch Sonnenmilch aufgetragen und ich spüre, wie meine Lippen austrocknen und mein Gesicht errötet. Anna ist außerdem recht erkältet. Doch sobald Anstrengung, Durst und Hitze unsere Laune sinken lassen, schauen wir kurz auf den See und wissen: Es lohnt sich!

Türkises Wasser am Lake Tekapo.
Der Weg auf den Mount John hat sich absolut gelohnt.

Wir haben mittlerweile herausgefunden, dass wir den dreistündigen Wanderweg erwischt haben, der uns auf den Mount John führt, auf dessen Gipfel es eine Sternwarte und ein Café geben soll. Das beflügelt uns noch weiter und lässt uns auch die letzten Steigungen und Stufen erklimmen. Oben angekommen schütten wir zunächst etliche Becher Wasser in uns hinein und genießen dann – überrascht von den angemessenen Preisen – Kaffee und Kuchen sowie die fantastische Aussicht.

türkises Wasser am Lake Tekapo.
Verdienter Snack nach schweißtreibender Wanderung.

Die Enttäuschung vom Vortag ist vergessen und wir freuen uns, dass wir weitergefahren und eine Nacht verlängert haben. Der Weg zum Campingplatz führt an der Rückseite des Berges hinab und dauert nur etwa 40 Minuten.

Gelbe Blumen im Kontrast zu altem Holz.
Ein paar hübsche Blümchen am Seeufer.

Campingplatz: Lake Tekapo Motels and Holiday Park

Stellplätze: Am Hang über dem Lake Tekapo.

Anfahrt: Unproblematisch

Sanitäre Anlagen: Duschen, Spültoiletten, Waschbecken

Strom: Ja

Abwasserstation: Ja

Kosten: 46 bzw. 50 NZ-Dollar pro Nacht für zwei Personen.

Fazit: Schön gelegener Platz mit moderner Infrastruktur.

Abendessen: Fettuccine mit Hackbällchen sowie Pastareste und TK-Pie.

Tag 20: Lake Tekapo – Timaru – Hakatere (199 Kilometer)

Es sind eigenwillige Siedlungen aus Huts, Häusern die aussehen, wie ausgebaute Schrebergarten-Butzen, und irgendwie abweisend wirken. Auf Schildern steht „Keep out“ und „Privat Property“ und wir bekommen das Gefühl, dass man in dieser Ecke von Hackatere lieber unter sich ist. Doch der Campingplatz ist günstig und bietet Blick auf das Meer, vor dem sich am Strand tausende Seevögel tummeln.

Kleiner Platz mit guter Aussicht.

Und als der Caretaker, der Platzwart, auf seiner Runde zu uns kommt und sich als netter und gesprächiger Mann entpuppt, revidieren wir unsere Meinung und sind froh, dass wir nicht – wie eigentlich geplant – in der regentrüben Stadt Timaru übernachtet haben. Hier regnet es zwar auch, aber wir haben eine spitzenmäßige Aussicht auf den rauen Ozean und machen uns einen entspannten Nachmittag.

Campingplatz: Hakatere Reserve

Stellplätze: Auf kleiner Wiese mit Blick auf die Bucht.

Anfahrt: Unproblematisch

Sanitäre Anlagen: Spültoilette und Waschbecken

Strom: Nein

Abwasserstation: Nein

Kosten: 10 NZ-Dollar pro Nacht für zwei Personen

Fazit: Gut für eine Nacht.

Abendessen: Pasta mit Ei, Speck und Erbsen.

Tag 21: Hakatere – Akaroa – Okains Bay (180 Kilometer)

Die Straßen heißen Rue, der Schlachter Boucher und in den Cafés gibt es feine französische Backwaren. Vor rund 150 Jahren haben sich französische Siedler in Akaroa auf der Banks Peninsula südöstlich niedergelassen und ihr Erbe hält das kleine Touristenstädtchen noch heute hoch. Sie liegt an einer Bucht, die sich tief in die Halbinsel zurückzieht und von viel Grün umgeben ist. Dort lebt ein Schwarm Hector-Delfine, den wir leider nicht zu Gesicht bekommen. Dafür schlendern wir die Promenade entlang, spazieren über den Pier, essen Kuchen und genießen (schon wieder!) den Sonnenschein. 

Akaroa, ein französisches Dorf in der Nähe von Christchurch.
Das französische Erbe von Akaroa ist im Straßenbild sehr präsent.
Der See in Akaroa.
Die Stadt liegt an einer ruhigen Bucht, in der eine Delfin-Kolonie lebt.

Am Nachmittag wartet nochmal eine echte Herausforderung auf uns und unseren Campervan. Die Straße zum Campingplatz schlängelt sich in engen Kurven die Berge rauf und runter, der Motor heult auf, die Bremsen sind im Dauereinsatz. Doch wir sind mittlerweile routiniert und lassen uns nicht mehr so leicht Bange machen. Fast drei Wochen lang ist alles gut gegangen. Warum sollte am letzten Tag was passieren?

Zur Sicherheit klopfen wir dreimal gegen unsere Köpfe und reden unserem Auto gut zu, das uns eine so großartige Zeit ermöglicht hat. Und so steuern wir dem Okains Bay Campground entgegen und genießen die fantastischen Aussichten auf der zerklüfteten Banks Peninsula, von Gras bewachsenen Hängen auf das tief unter uns, in ruhigen Buchten liegende Meer. 

Als wir den abgelegenen Platz erreichen wird uns klar, dass uns die letzte Nacht unseres Neuseeland-Roadtrips bevorsteht und wird werden etwas wehmütig. Die Schönheit des Areals, gelegen an einer einsamen Bucht, vergrößert und mildert den Abschiedsschmerz gleichermaßen. 

Campingplatz: Okains Bay Campground

Stellplätze: Unter Nadelbäume kurz hinter dem Strand.

Anfahrt: Enge Kurven und viel auf und ab.

Sanitäre Anlagen: Duschen, Spültoilette, Waschbecken.

Strom: Nein

Abwasserstation: Ja

Kosten: 13 NZ-Dollar pro Person/Nacht

Fazit: Großer Platz min versteckten Stellplätzen und schönem Strand.

Abendessen: Pasta mit Spargel und Bacon

Tag 22: Okains Bay – Christchurch (87 Kilometer)

Eine typische „Ich-hab-es-dir-ja-gesagt“-Situation. Weil sich die Abwasserstation des Campingplatzes mitten auf einer vom Regen der Nacht durchtränkten Wiese befindet, hatte Anna dafür plädiert, in Christchurch die Tanks zu füllen und zu leeren. Doch ich war überzeugt, wir könnten uns um die schlimmsten Schlammlöcher herumschlängeln. Konnten wir nicht. Wir stecken fest und in ein paar Stunden müssen wir den Wagen abgeben.

Jetzt sitzt Anna auf dem Fahrersitz, während ich meine Hände auf die Heckklappe presse und versuche, den Wagen aus dem Dreck zu schieben. Die Räder drehen durch und versprühen Schlamm. Keine Ahnung, was die Kiste wiegt, aber meine klägliche Muskelkraft wird wohl kaum ausreichen, sie auf die Straße zu bekommen. Ein offroadtauglicher Pick-Up-Truck fährt ein paar Meter entfernt vorbei und ich spüre das Lachen der Insassen.

Anna gibt wieder Gas, ich schiebe. Dann plötzlich ein Ruck, der Camper macht einen Satz nach vorne – und ich liege im Schlamm. Doch der Wagen ist frei! Wir klopfen uns gedanklich auf die Schulter, stolz noch auf den letzten Metern eine Herausforderung gemeistert zu haben und Anna verkneift sich sogar den Satz zu sagen, an den wir beide denken.

Jetzt ist die Kiste abgabebereit und was drei Wochen unser Zuhause war, wirkt nun schrecklich unpersönlich. Wir haben alle Schränke und Netze ausgeräumt, den Müll weggebracht, gewischt und gefegt, die restlichen Vorräte verschenkt und unsere Sachen gepackt. Nun liegen unsere Rucksäcke auf der Sitzbank und der Wagen wirkt wie am ersten Tag. Bei der Abgabe am Flughafen von Christchurch gibt es keine Probleme. „Alles okay?“, fragt uns einer Mitarbeiter der Vermietung knapp und schaut sich den Campervan nicht mal an. Wir bejahen und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. 

Der zweite Teil unserer Route über Neuseelands Südinsel:

Letzter Stop: Christchurch

„Mein altes Haus wurde durch das Erdbeben von 2011 zerstört“, berichtet unsere Gastgeberin in Christchurch. Doch jetzt ist alles erdbebensicher. Begeistert zeigt sie uns die Funktionsweise ihrer stabilen Fenster: „Die kommen aus Deutschland und lassen sich sogar kippen“, erzählt sie stolz. Nur die Haustür und ein paar andere alte Gegenstände und Möbel habe sie aus dem über 100 Jahre alten Haus retten und wiederverwenden können.

Sie wohnt in Merivale, einem gutbürgerlichen ruhigen Stadtteil von Christchurch, einen ausgiebigen Spaziergang vom Stadtzentrum entfernt. Wir beziehen für zwei Nächte eine kleine Einliegerwohnung, schlafen erstmals wieder auf einer vernünftigen Matratze und freuen uns über ein eigenes Bad. Da wir auch während der drei Wochen unseres Roadtrips vergleichsweise komfortabel gewohnt haben (wir hatten ein Notfall-Badezimmer und konnten im Wagen sogar aufrecht stehen), ist der Kulturschock zwar nicht allzu groß, doch ein richtiges Bett ist schon echt schön.

Die zerstörte Kathedrale von Christchurch.
Die Spuren des Erdbebens von 2011 sind in Christchurch noch immer sichtbar. Die Kathedrale ist zum Teil eingestürzt.

Zugegeben: Christchurch vernachlässigen wir ein bisschen. Wir verbringen nur zwei Nächte in der größten Stadt auf Neuseelands Südinsel und sind zudem noch mit Vorbereitungen für unsere Weiterreise nach Thailand beschäftigt.

Neubauten in Christchurch.
Neubauten prägen das Stadtzentrum von Christchurch.

Wir machen einen Spaziergang ins Stadtzentrum, das sich wie die gesamte Stadt immer noch im Aufbau befindet, und sehen Ruinen und Neubauten. Vieles ist schon fertig, manches noch improvisiert. Die Stadt wirkt ruhig und macht zugleich den Eindruck, als würde sich etwas spannendes entwickeln. Wir sehen zu wenig, um ein schlüssiges Bild zu bekommen. Denn der Regen setzt ein, wir gehen zurück, essen Fish and Chips und packen. Am nächsten Morgen geht es früh los. Das nächste Abenteuer wartet.

Ein Kommentar zu „Roadtrip über Neuseelands Südinsel (Teil 2) – Verdiente Spektakel und eine fantastische Begegnung“

  1. Kaum zu glauben, dass man das alles in vier Wochen NZ erleben kann. Macht unglaublich Lust auf so etwas! Die raue Südinsel scheint ja noch spannender zu sein als die Nordinsel. Und der letzte Teil ist so unterhaltsam, dass die Geschichte fast wie ein Film abläuft. DANKE fürs Mitnehmen… 😎

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